Die HNO Klinik des UKSH in Lübeck setzt modernste optische Verfahren routinemäßig zur Tumordiagnostik ein. Das neue Verfahren des ‚Narrow Band Imaging’ (NBI) ermöglicht in der Video-Rhinolaryngoskopie eine deutlich verbesserte Visualisierung von Gewebestrukturen und Blutgefäßen auf der Schleimhautoberfäche. Die Beleuchtung des Gewebes erfolgt statt mit weißem Licht in zwei schmalen Wellenlängenbereichen bei 415 nm (blau) und 540 nm (grün). Dies ermöglicht einen auf Hämoglobin basierenden molekularen Kontrast. Die unterschiedliche Eindringtiefe des Lichtes der zwei Wellenlängen wird zur Unterscheidung der Tiefe der Gefäße genutzt. Nach spezieller Bildverarbeitung sind feinste Kapillaren in der Schleimhautoberfläche in Braun sichtbar, während Gefäße der Submukosa in Cyan dargestellt werden. Zusätzlich ermöglicht eine ‚close-up’-Funktion entsprechende Vergrößerungen, welche im frühen Diagnosestadium enorm hilfreich sind.
Mit der NBI-Video-Rhinolaryngoskopie sind jetzt erstmals feinste Gefäßstrukturen, die in Tumoren häufig charakteristisch verändert sind, in Form und Tiefe beim Pateinten während der Video-Rhinolaryngoskopie beurteilbar. Trotz dieses enormen Fortschrittes lassen sich benigne Läsionen bisher noch nicht ausreichend zuverlässig von malignen Frühformen unterscheiden. Deswegen wird zusammen mit der Universität und dem Laserzentrum Lübeck und dem Mads Clausen Institut der SDU in Sonderburg im Celltom-Konsortium an optischen Verfahren gearbeitet, die eine zuverlässigere Tumordiagnostik ermöglichen sollen. Ziel ist es, durch die mikroskopische OCT (optische Kohärenztomografie) die Auflösung in allen drei Dimensionen zu verbessern und durch Nutzung der Ramanstreuung das Gewebe molekular zu charakterisieren. Neben der Form des Kapillarnetzwerkes sollen zukünftig zelluläre Morphologie und molekulare Zusammensetzung als neue Biomarker die klinische Tumordiagnostik spezifischer machen. Dabei setzt Celltom auf einen multimodalen Ansatz. Die kostengünstige NBI-Video-Rhinolaryngoskopie wird ergänzt durch mikroskopische OCT und Ramanmikroskopie. Im ersten Schritt sollen die Untersuchungen im OP an Biopsien und Resektionsmaterial durchgeführt werden. Später sollen die Verfahren dann für eine intraoperative Bildgebung weiterentwickelt werden.